Hans-Peter Feldmann, 2014

Zwei Hunde, Hans-Peter Feldmann, 2014 | Foto: Ivo Faber
Zwei Hunde, Hans-Peter Feldmann, 2014 | Foto: Ivo Faber
Zwei Hunde, Hans-Peter Feldmann, 2014 | Foto: Ivo Faber
Zwei Hunde, Hans-Peter Feldmann, 2014 | Foto: Ivo Faber
Zwei Hunde, Hans-Peter Feldmann, 2014 | Foto: Ivo Faber
Zwei Hunde, Hans-Peter Feldmann, 2014 | Foto: Ivo Faber

Zur Skulptur von Hans-Peter Feldmann


Andreas Beitin

Hans-Peter Feldmann ist ein Künstler des Beiläufigen, des Hintersinnigen, des Subversiven, des Humors, des Alltäglichen, des ... Man könnte noch viele weitere Attribute finden, die zur Umschreibung des künstlerischen Ansatzes von Feldmann dienen könnten. Und dennoch würde man dem Künstler und seinem Werk letzten Endes vermutlich doch nicht wirklich habhaft werden, denn er wechselt immer wieder seine Strategien, seine Materialien, seine Konzepte. Feldmann entwickelt sie zum Teil weiter, greift aber auch gerne auf Bewährtes zurück, modifiziert und transformiert seine einmal gefundenen Modelle eines elaborierten und zugleich vermeintlich schwellenlosen Zugangs zur Welt. Eine Differenzierung zwischen high and low gibt es bei ihm nicht; Alltagsutensilien kommen genauso zum Einsatz wie etwa Marmor oder Geld. Schaut man genau hin, so blickt einem beispielsweise George Washington dezent mit einer roten Clownnase verziert von einem Dollarschein entgegen oder öffnen sich die Schenkel von Gustave Courbets anonymen Schönen in einer Nachschöpfung seines berühmten Gemäldes „L’origine du monde“ – von Feldmann über dem Schamhaar mit einem weißen, unbesonnten Dreieck eines vermeintlich getragenen Bikinihöschens anachronistisch ausgestattet. 

Hans-Peter Feldmann befreit mit seiner Kunst – egal ob Fotografie, Gemälde, Skulptur oder Installation – die Betrachter_innen vom gedankenlosen visuellen Konsumieren, weist stets auf so intelligente wie innovative Weise auf das Nebensächliche, das vermeintlich Bekannte hin, um den Blick und damit die Rezeption zu kalibrieren, zu schärfen und – er möge die leicht kitschige Formulierung verzeihen – nicht zuletzt auch die Schönheit im Alltäglichen zu offenbaren. Aber, und darin liegt die Essenz seiner Kunst: Auch das Existenzielle, das uns alle Angehende, das Grundsätzliche offenbart sich zugleich durch seinen Blick, wodurch sein Werk nicht zuletzt auch eine politische Ebene bekommt – nicht nur durch seine 1998 erschienene Publikation „Die Toten“, in der er Fotografien von Menschen zeigt, die im Zusammenhang mit dem Terrorismus in Deutschland ums Leben gekommen sind, sondern beispielsweise auch durch Arbeiten wie etwa eine ausgehöhlte Brotscheibe. 

Im Rahmen des seit 2006 verliehenen Sparda-Kunstpreises standen Dank des Engagements von Dr. Brigitte Franzen, der damaligen Direktorin des Museums, den Künstlern zwei Orte im lokalen Kontext des Ludwig Forums zur Verfügung. Feldmann entschied sich für das Dach des Museums und so positionierte er schließlich hoch oben über der Fassade des Ludwig Forum für Internationale Kunst sein Werk „Two Dogs“: die Silhouetten zweier großer schwarzer Hunde, von denen der Kleinere am Hinterteil des Größeren schnüffelt. Eine triviale Alltagsszene mit leichtem Ekelfaktor wird in ihrer bewusst antiheldenhaften Narration weit über dem „hehren“ Museum und damit auch über den Köpfen der Passant_innen präsentiert. Auch aus dem Bereich des Zwischenmenschlichen kennt man Redewendungen aus der Sphäre des Olfaktorischen, wenn es zum Beispiel heißt, dass man den anderen „nicht riechen kann“, er oder sie einem also unsympathisch ist. Überhaupt läuft auch im Humanbereich viel mehr über die Sinneswahrnehmung des Riechens ab, als den meisten Menschen bewusst ist; bis hin zum gezielt eingesetzten Duft als Instrument des Marketings in Kaufhäusern. 

Hans-Peter Feldmann geht es aber bei seiner dezent ironisch-provokanten Skulpturengruppe im musealen Kontext vielmehr darum, ein sinnfälliges Bild zu schaffen, das auf eine fast werbende Verbindung zum Inhalt des Hauses abzielt, auf dessen Dach das Werk installiert ist: „Es kann vielleicht für den Museumsmuffel ein Hinweis, eine Aufforderung sein, die Angelegenheit mit dem Museum erst mal ein wenig zu beschnüffeln. [...] Man sollte sich ganz auf seine natürliche Neugier und emotionale Offenheit berufen. Ein bisschen so, wie es auch die Hunde tun“, so Hans-Peter Feldmann.


Wettbewerb Stadt Aachen

Jury*

  • Dr. Brigitte Franzen, Direktorin Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen
  • Wolfgang Rombey, Dezernent für Bildung, Kultur, Schule, Jugend und Sport, Aachen
  • Dominik Schlarmann, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Dr. Margrethe Schmeer, Bürgermeisterin Aachen und Vorsitzende des Betriebsausschusses Kultur
  • Manfred Stevermann, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Jürgen Thurau, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Prof. Dr. Ferdinand Ullrich, Direktor der Museen Recklinghausen
  • Renate Ulrich, Kunstberaterin, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Paula van den Bosch, Bonnefantenmuseum / Curator of Contemporary Art, Maastricht, Niederlande
  • Ursula Wißborn, Vorstand der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf

*Bezeichnung der Jury zum Zeitpunkt der Ausschreibung 2012


Eingeladene Künstler_innen

  • Pawel Althamer, Warszawa, Polen
  • Hans-Peter Feldmann, Düsseldorf
  • Jeppe Hein, Berlin
  • Suchan Kinoshita, Maastricht, Niederlande
  • Alicja Kwade, Berlin
  • realities:united, Berlin
  • Silke Wagner, Frankfurt am Main


Zu Hans-Peter Feldmann
*1941
Hans-Peter Feldmann hat eine Vielzahl von Ausstellungen und Projekten im In- und Ausland realisiert.
Hans-Peter Feldmann lebt und arbeitet in Düsseldorf.


© Alle Rechte vorbehalten. Abdruck nur nach ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der Autor_innen, der Fotograf_innen und Künstler_innen sowie der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West.