Zum prämierten Entwurf von Raimund Kummer
Tayfun Belgin
Der Gründer des Folkwang Museums in Hagen, der Mäzen Karl Ernst Osthaus, hatte nach Errichtung des Gebäudes im Jahr 1900 den flämischen Architekten Henry van de Velde mit der Einrichtung seines zukünftigen Museums beauftragt. Van de Velde entwarf nicht nur die Einrichtung im Style Nouveau (Jugendstil) des Museums, sondern auch Möbel, Schmuck, Geschirr, Kleider sowie ein Monogramm für den Gründer und dessen Frau. Der heute wieder größtenteils rekonstruierte Folkwang-Altbau beinhaltet im ersten Geschoss ein Rondellgeländer, von dem aus man nach unten auf den Brunnen mit den fünf Jünglingen – der Originalbrunnen von George Minne befindet sich heute im Folkwang Museum Essen – schauen kann. In der Brunnenhalle selbst stehend, richtet der Betrachter seinen Blick in eine fast wundersame Öffnung der Architektur.
Der Berliner Bildhauer Raimund Kummer hat in seinen Recherchen zum Sparda-Kunstpreis NRW dieses Rondellgeländer zum Herzstück seiner Konzeption für den Außenraum erkoren. Kummer, der vorgefundene skulpturale Situationen durch eigene künstlerische Ideen in seinen Werken souverän transformiert, entwickelte für den Museumsvorplatz des Kunstquartiers Hagen, zu dem das Osthaus Museum Hagen ebenso wie das Emil Schumacher Museum gehören, ein Konzept mit einem eins zu eins duplizierten, hängenden Rondell. Dieses sollte aus wetterbeständigem, außentauglichem Material (Glasfaserverbundstoff in opakem Weißton) hergestellt werden und über dem Museumsvorplatz schweben. Ein im Inneren der Skulptur verankerter Aluminiumring sollte über (mindestens) vier Aufhängepunkten zwischen dem Folkwang-Altbau des Osthaus Museums und seinem Verwaltungsgebäude gegenüber angebracht werden. Zugleich sollte die Skulptur von ihrem unteren Ring her leuchten.
Raimund Kummers Skulptur würde – weithin von der Einkaufsstraße sichtbar – über dem Vorplatz der beiden Museen schweben und einen neuen Treffpunkt in der Innenstadt kreieren. Diese hängende Rondellskulptur hätte ebenfalls einen Beitrag zur Erinnerung an die beiden Heroen der Hagener Kunstgeschichte dargestellt: Karl Ernst Osthaus, der unübertroffene Mäzen der Stadt, und Henry van de Velde, der Architekt des Hagener Impulses.
Einen dergestaltigen neuen Ort mit einem so geringen Aufwand zu schaffen, ist dem Genie des international arbeitenden Bildhauers Raimund Kummer zu verdanken.
Nicht immer ist ein Konsens in der Bürgerschaft für eine spannende neue Außenskulptur möglich. Im Vorfeld wurde von interessierter Seite eine derartige Negativstimmung medial verbreitet, dass das Projekt von der Stiftung der Sparda-Bank West zurückgenommen werden musste.
Wettbewerb Stadt Hagen
Jury*
- Dr. Tayfun Belgin, Direktor Osthaus Museum Hagen
- Jürgen Glaeser, Bezirksbürgermeister der Stadt Hagen
- Magdalena Kröner, Kunstkritikerin und Autorin, Düsseldorf
- Martin Recker, Vorstand der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
- Dr. Ulrich Schumacher, Vorsitzender der Emil Schumacher Stiftung, Hagen
- Manfred Stevermann, Vorstand der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
- Jürgen Thurau, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
- Renate Ulrich, Kunstberaterin, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West
- Ursula Wißborn, Geschäftsführerin der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
Eingeladene Künstler_innen
- Angela Fette, Düsseldorf
- Leiko Ikemura, Berlin
- Mischa Kuball, Düsseldorf
- Raimund Kummer, Berlin
- Robert Schad, Larians, Frankreich
- Susanne Tunn, Alfhausen
- Stefan Wissel, Düsseldorf
Zu Raimund Kummer
- *1954 in Mengeringhausen / Waldeck
- 1972–1974 Studium der Philosophie und Religionswissenschaften an der Freien Universität Berlin
- 1972–1977 Studium an der Universität der Künste Berlin
- 1980 Gründung von Büro Berlin mit Hermann Pitz und Fritz Rahmann
- 1980–1981 Studienaufenthalt in New York, USA
- 1982 Studienaufenthalt in Paris, Frankreich
- 1984 Studienaufenthalt in New York, USA
- 1992–1995 Studienaufenthalt in Rom, Italien
- seit 1995 Professor für Bildhauerei an der Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig
- seit 2007 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin
Raimund Kummer lebt und arbeitet in Berlin und in
Ripatransone, Italien.