Ein neuer erfolgreicher Tag

Guillaume Bijl, 2008

Ein neuer erfolgreicher Tag, Guillaume Bijl, 2008 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Ein neuer erfolgreicher Tag, Guillaume Bijl, 2008 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Ein neuer erfolgreicher Tag, Guillaume Bijl, 2008 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Ein neuer erfolgreicher Tag, Guillaume Bijl, 2008 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Ein neuer erfolgreicher Tag, Guillaume Bijl, 2008 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Ein neuer erfolgreicher Tag, Guillaume Bijl, 2008 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Ein neuer erfolgreicher Tag, Guillaume Bijl, 2008 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber
Ein neuer erfolgreicher Tag, Guillaume Bijl, 2008 © Stiftung der Sparda-Bank West | Foto: Ivo Faber

Zur Skulptur von Guillaume Bijl

Gerhard Finckh

Der viel befahrene Kasinokreisel in Wuppertal wird flankiert von verschiedenen hohen Gebäuden. Geldinstitute haben hier ihren Sitz – auch die Sparda-Bank liegt in Sichtweite – und das Finanzamt. Auffallend ist, wie viele dynamische Anzug- und Aktenkofferträger an gewöhnlichen Werktagen hier zu ihrem Arbeitsplatz eilen und in der Mittagspause die umliegenden Cafés und Restaurants bevölkern. Für diesen Ort im pulsierenden Großstadtleben hat Guillaume Bijl 2008 eine Skulptur geschaffen, die sich präzise in den hier stattfindenden Alltag einfügt, dem Platz eine neue Mitte gibt und zugleich die Wahrnehmung der Passant_innen anspricht, sie irritiert und zu einer kurzen Reflexion anregt, die in der Regel ein fröhliches Schmunzeln auslöst.

Bijls Skulptur basiert auf einem Foto aus einem Magazin, das einen Mann zeigt, der in einem euphorischen Glücksmoment einen Handstand macht. Der Künstler nutzte die Vorlage, um daraus ein Denkmal zu erschaffen, dem Moment des Glücks Dauer zu verleihen. Die Skulptur ist in Bronze gegossen und steht inmitten eines Rosenbeetes auf einem Steinsockel. Sie unterscheidet sich allerdings von herkömmlichen Denkmälern dadurch, dass sie nicht die Lebensleistung einer herausragenden Persönlichkeit wie Goethe, Schiller oder Napoleon verherrlicht, sondern den Moment höchsten Glücks im Leben eines anonymen Mannes. Es ist zwar ein Erinnerungszeichen, aber für einen ganz und gar unhistorischen Augenblick, einen besonders glücklichen Augenblick des individuellen Erfolgs.

Dem Finanzamt ein Schnippchen zu schlagen oder mit seiner Bank einen guten Deal gemacht zu haben, wer wünschte sich das nicht? Aber spätestens an dieser Stelle wird klar, dass da auch eine gehörige Portion Ironie im Spiel sein muss: Tatsächlich geht es Bijl nicht nur um das Verhältnis des Kunden zu seiner Bank, sondern um das Verhältnis der modernen Bürgergesellschaft zu ihren Denkmälern – und in einem nächsten Schritt auch zu den mit Denkmälern geehrten Personen. Bijl inszeniert hier ein Denkmal für jeden, der einen erfolgreichen Tag hinter sich gebracht hat, ein Denkmal also für jedermann oder wie es auf den Scheckkarten heute meistens heißt: für Klaus „Mustermann“. Damit aber, dass er ein Denkmal nicht für herausgehobene Einzelpersonen oder Personengruppen schafft, sondern für alle und jeden, die schon mal einen Glücksmoment erlebt haben, führt Bijl den Begriff „Denkmal“ ins Surreale, geradezu Dadaistische, Absurde. Der moralisch-ethische Appell, der Denkmalen gemeinhin innewohnt, wie die Geehrten große Taten zu vollbringen, ist hier ausgehebelt, denn dieses Denkmal fordert nicht auf, für das Gemeinwohl etwas zu tun, sondern es ist dem individuellen, anonymen, privaten Erfolg gewidmet und regt allenfalls dazu an, diesen Erfolg gebührend zu feiern.

So wie Guillaume Bijl seinen Protagonisten buchstäblich auf den Kopf stellt, sodass ihm das Kleingeld aus den Hosentaschen kullert, so stellt er auch die Vorstellung von dem, was ein Denkmal sei, auf den Kopf und heraus kommt eine Skulptur im öffentlichen Raum, die unser Verhältnis zur Geschichte beleuchtet. So gesehen ist dieses „Anti-Denkmal“ auch eine Aufforderung, sich mehr der Gegenwart und der Innovation zu öffnen.

Guillaume Bijl stößt uns mit seinem Werk „Ein neuer erfolgreicher Tag“ mit der Nase auf Grundfragen unseres Verhältnisses zur gesellschaftlichen Wirklichkeit – und das nicht bierernst und theorielastig, sondern mit einer gehörigen Portion Humor.


Wettbewerb Stadt Wuppertal

Jury*

  • Dr. Gerhard Finckh, Direktor Von der Heydt-Museum, Wuppertal
  • Dr. Ulrike Groos, Direktorin Kunsthalle Düsseldorf
  • Monika Heigermoser, Leiterin des Kulturbüros der Stadt Wuppertal
  • Berthold Reinartz, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Manfred Stevermann, Vorstand der Stiftung der Sparda-Bank West,Düsseldorf
  • Jürgen Thurau, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung der Sparda-Bank West, Düsseldorf
  • Renate Ulrich, Referentin für Bildende Kunst / Kunst und Bau, Staatskanzlei NRW, Düsseldorf

*Bezeichnung der Jury zum Zeitpunkt der Ausschreibung 2007

Eingeladene Künstler_innen

  • Guillaume Bijl, Antwerpen, Belgien
  • Lutz Fritsch, Köln
  • Martin Pfeifle, Düsseldorf
  • Michael Seeling, Wuppertal
  • Andreas Siekmann, Berlin
  • Pia Stadtbäumer, Düsseldorf


Zu Guillaume Bijl

  • * 1946 in Antwerpen, Belgien
  • 1988 Teilnahme an Biennale Venedig
  • 1992 Teilnahme an documenta IX, Kassel
  • 2007 Teilnahme an Skulptur.Projekte, Münster

Guillaume Bijl hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen. Guillaume Bijl lebt und arbeitet in Antwerpen, Belgien.
www.guillaumebijl.be


© Alle Rechte vorbehalten. Abdruck nur nach ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der Autor_innen, der Fotograf_innen und Künstler_innen sowie der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West.