Junge Kunst im Museum Folkwang
Vom 7. März bis zum 20. April 2025 präsentiert das Museum Folkwang in der Reihe 6 ½ Wochen die erste Einzelausstellung der Künstlerin Krystel Geerts außerhalb der Niederlande. Die Eröffnung von Building of A Memory findet am Freitag, dem 7. März, um 18:30 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin statt.
Wie die architektonischen Fragmente einer einstigen Prachtstadt liegen Bruchstücke im Raum. Ein großes Tor lädt zum Durchschreiten ein, eine Replik des Tores liegt in drei Teilen am Boden. Weiß schimmernde Zaunelemente hängen an der Wand, aus verformten Ziegeln geschichtete Mauerfragmente stehen fragil im Raum. Es ist eine Welt der Transformation, des Übergangs und des Umbruchs.
Die Werke der niederländischen Künstlerin Krystel Geerts (*1993) verbindet eine Ungreifbarkeit der Oberflächen und Materialität. Brüchig und offen erscheinen sie wie eine verschwommene Erinnerung, die manifest geworden ist und verschiedene Zeitmomente konserviert hat. Nicht zuletzt, weil der Prozess ihrer Entstehung den Werken eingeschrieben ist. Für „La Chimera“ schichtete Geerts zunächst ein massives Tor aus Ton, benutzte die puren Hände und eigens gefertigte Werkzeuge, um einen „flow“ im Material zu erzeugen. Auch Fingerabdrücke zeugen davon. Immer wieder warf sie Tonscheiben in den am Ende 700 Kilo schweren nassen Tonkoloss, die daran haften blieben. Prachtvoll, ornamental und doch aufgelöst und porös ist „La Chimera“ ein Archiv seiner Entstehung und zugleich seine Negation. Denn Geerts hat „La Chimera I“ und „La Chimera II“ vom Original in Acrylharz abgeformt. Das massive Tor aus Ton hingegen existiert nicht mehr. Die neuen Tore bewahren ihre Anmutung, sind aber hinten ausgehöhlt und kulissenhaft leicht.
Geerts entwickelt ihre Werke aus ihrem Bildarchiv, das sich wesentlich aus Internetbildern speist. Die Überlagerung und Vermischung dieser Bilder aus unterschiedlichsten Quellen und von unterschiedlichsten Orten, die eben lediglich in der digitalen Ableitung als Ausgangspunkte dienen, führt zu einer traumhaft wirkendend Überlagerung. Geerts lässt die opulenten Formen des Barock anklingen und zugleich verklingen, greift die Illusionstechniken auf und negiert sie. In gewisser Weise ist die barocke Technik des Vorzeigens, um etwas anderes zu Verbergen (das Eigentliche?) in unserer Gegenwart auf anderer Ebene wieder aktuell geworden. Vereinfacht gesagt, klaffen Schein und Sein in den digitalen Welten immer mehr auseinander, bleiben mitunter bezugslos; gefälschte Bilder, Videos und Nachrichten kursieren nahezu gleichberechtigt mit echten Informationen, die aber wiederum medial übertragen und natürlich bearbeitet sind. Aus der Ableitung der Ableitung, der Kopie der Kopie kann wieder etwas Neues entstehen. Dabei löst sich die Trennschärfe zwischen Traum und Realität auf und auch diejenige zwischen Fiktion und Realität.
Transformation und ein möglicher, wenn auch düsterer Neuanfang, ist diesen Werken ebenso eingeschrieben wie der ständige Wunsch des Menschen sich in seinen Erzeugnissen, darunter auch seinen Häusern und Bauten zu repräsentieren und zu verewigen.
6 ½ Wochen
Das Ausstellungsformat 6 ½ Wochen im renommierten Museum Folkwang bietet eine spannende Plattform für junge Kunstschaffende aus aller Welt. Hier haben sie die Möglichkeit, ihre Werke in einem internationalen Kontext zu präsentieren und den Besucher innovative und frische Perspektiven auf die Kunst zu eröffnen. Für alle Kunstinteressierten ist dies eine großartige Gelegenheit, noch unbekannte Künstlerinnen und Künstler zu entdecken und sich von neuen Formen und Ausdrucksweisen inspirieren zu lassen.